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in Liturgie und Spiritualität e.V.

„Die Kirche ist zum Tanzen da.“

Postkarte

Naja“, wird manch eine Person auf diesen Satz erwidern,
und „Die Kirche ist doch wohl eher zum Beten da und für den Gottesdienst!“

Und überhaupt: „Tanz und Kirche – ist das nicht eine verbotene Beziehung!“
Zuviel Sinnlichkeit gefährdet den Geist/Verstand!

Andererseits beschleicht nicht wenige der Verdacht, dass der Gottesdienst in der Kirche auch eine einzige, durchgestaltete Choreografie ist – die sie selbst nicht (immer) beherrschen oder verstehen.

Die Kirche ist zum Tanzen da, weil sie ein Erfahrungs- und Feierraum ist, der wie das Tanzen ein „über sich selbst hinaus“ ermöglichen kann. Kirche kann Raum bieten für Tanz- und Bewegungselemente im Gemeindegottesdienst, für „Tanz als Gebet“ und „Tanz als Verkündigung“, für getanzte Predigten und Fürbitten …
Und schön wäre es auch, wenn mehr über das Tanzen gepredigt würde, über die Leiblichkeit des Menschen und die Gnade, innere Bewegungen mit dem Leib auszudrücken; über die Freude an Gott und an seiner gesamten Schöpfung, und dass diese Freude sich ganzheitlich-leibhaftig ausdrücken darf. Kirche soll den Menschen Gutes tun und sie in den Dialog bringen – untereinander und vor allem mit dem lebendigen Gott.

Warum im Gottesdienst vor Gott immer nur so viele Worte machen?
Wie wäre es stattdessen mit wortlosen, aber aufrichtigen Gebetsgebärden,
authentischem Körpergebet und einfachen Bewegungen?

Ich träume von einer Kirche, die ein Tanz-Raum für das Leben ist.
Ein Kirchen-Raum, in dem gemeinsam das Leben gefeiert und getanzt wird – mit allen Sinnen und mit allen Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen; ein Raum, in dem Menschen Lebendigkeit und Hoffnung erfahren. Und die drei-eine Gottheit tanzt mit.



 

Katrin Gergen-Woll, Sept. 2023